In diesem Winter konnte ich immer wieder beobachten, dass große Lachsforellen den Köder nur kurz attackierten, ihn aber nicht so lange im Maul behielten, dass man den Biss verwerten konnte. Dabei waren die Bisse teils sehr aggressiv und hart, dauerten oft aber nur Bruchteile von Sekunden. Beim Spoonangeln blieb dabei ab und zu ein Fisch hängen, obwohl ich viele Fische verlor, da der Haken nur im äußersten Maulbereich hing. Softes Drillen war also auf jeden Fall angesagt. Beim Schleppen mit Pastenködern waren die Spinnerblättchen häufig platt gedrückt – auch hier kam es nur zu wenigen verwertbaren Bissen. Und stehende Köder wurden gleich komplett ignoriert.
Merkwürdiges Verhalten
Da ich dieses merkwürdige Verhalten speziell großer Lachsforellen bislang in praktisch jedem Winter um die gleiche Zeit beobachten konnte, nehme ich an, dass es mit der Laichzeit zusammen hängt. Offensichtlich wollen die Fische Konkurrenten oder Laichräuber vertreiben und „hacken“ deshalb nur kurz zu. Eine weitere Merkwürdigkeit ergab sich aus der Tatsache, dass dieses Phänomen nur an einigen Gewässern auftrat, an anderen – mit gleichem Temperaturniveau jedoch gar nicht.
Schwierige Lachsforellen im Winter – manchmal sind große Spinnerblätter aus Paste der Schlüssel – manchmal lohnt der Umstieg auf Spoons.
Lösungen
Um trotzdem noch einige Fische zu fangen, habe ich recht viel herumexperimentiert. Gute Erfahrungen habe ich bei der Verwendung von Paste damit gemacht, die Hakenspitze aus dem Köder hervorstehen zu lassen. So erhöht sich die Chance einen Fisch im Maul zu haken. Voraussetzung ist natürlich, dass der Fisch den Köder überhaupt attackiert. Dies erreiche ich durch übergroße Spinnerblätter aus Teig. Diese scheinen die Fische so zu „nerven“, dass sie diese öfter als kleinere, fressgerechte Köder attackieren. Damit sie sie auch im Maul behalten, habe ich viel mit verschiedenen Aromen herumprobiert. Dies ging von Banane, Tuna und Kadaver über Knoblauch und Apfel hin zu Pflaume und Frucht Fritze. Nicht alles ist an jedem Tag und Gewässer gleich erfolgreich – hier eröffnet sich auf jeden Fall ein weites Feld für eigenen Experimente! Anscheinend löst die starke Druckwelle und die Farbe des Köders den Beißreflex aus und das (ungewöhnliche) Aroma sorgt dafür, dass der Köder länger im Maul behalten wird. Wer mehr auf UL Angeln steht, sollte es mit großen Blechködern und viel Druckwelle versuchen, Gummis gehen unter diesen Umständen fast gar nicht. Die Spoons habe ich dann oft noch mit einer Bienenmade oder einem Stück Wurm „gepimpt“. Auch hier scheint das Aroma dafür zu sorgen, dass der Köder länger im Maul bleibt. Sobald die Laichsaison vorbei ist, normalisiert sich das Verhalten der Fische übrigens wieder.
Über den Autor
Michael Kahlstadt
Michael Kahlstadt angelt seit seiner frühesten Jugend. Nach einer längeren „Allroundkarriere“ spezialisierte er sich schnell auf das Raubfischangeln und die Fliegenfischerei. So war schnell abzusehen, dass er seine ersten Bücher über Barsche (Barsche angeln, Müller Rüschlikon Verlag) und Forellen (Forellen angeln, ebenda) schrieb.
Auch die Arbeit für die Zeitschriften „Der Raubfisch“ und „Fisch und Fang“ aus dem Paul Parey Verlag fallen in diese Zeit. Durch die erste Ausgabe seines Buches „Angeln am Forellensee“ wurde die Industrie auf ihn aufmerksam und er entwickelte seine eigene Produktlinie (Trout Project) für einen norddeutschen Großhändler.
Damit verbunden war der Wechsel zum Jahr Verlag, wo er seit ca. 20 Jahren in der AngelWoche die Kolumne „Fit für den Forellensee“ betreut. Aber auch im „Blinker“ und in der „Angelsee aktuell“ erscheinen regelmäßig Artikel von ihm.
Seit 2012 arbeitet Michael Kahlstadt als Entwickler und Repräsentant für die Firma „Fishing Tackle Max“ (FTM). Er hält Vorträge auf Angelmessen und betreibt den sehr erfolgreichen YouTube Kanal „MikesBigTrouts“.