Die fünf Hauptkategorien von Fliegen
Schematisch habe ich hier die für uns am Forellensee interessanten Fliegen in fünf Hauptkategorien eingeteilt: Trockenfliegen, Nassfliegen, Nymphen, Streamer und Boobies. Jede dieser Kategorien hat ihre eigenen Einsatzbereiche und Eigenschaften.
Trockenfliegen
Trockenfliegen gelten als die „klassischen“ Fliegen an Wildgewässern. Puristen unter den Fliegenfischern fischen ausschließlich damit. Trockenfliegen schwimmen an der Wasseroberfläche und imitieren Insekten, die auf dem Wasser landen oder schlüpfen. Sie sind besonders effektiv in Naturgewässern mit klarem Wasser, wo die Fische auf Sicht jagen oder wenn Teichforellen schon länger im Wasser sind und sich auf Naturnahrung umgestellt haben. Beispiele sind die klassische „Adams“, die „Blue Winged Olive“ oder die „Royal Wulff“. Bei uns am Forellensee spielen sie eine untergeordnete Rolle.
Einsatzgebiet:
- Ideal für Forellen und Äschen an Naturgewässern
- Funktioniert gut in ruhigen Gewässern mit gutem Insektenaufkommen
- Super, wenn die Forellen schon länger im Wasser sind und sich auf Naturnahrung umgestellt haben
Tipp: Beobachte das Wasser genau. Wenn du siehst, dass Fische an der Oberfläche aktiv sind, ist die Trockenfliege deine beste Wahl.
Nassfliegen
Nassfliegen sinken unter die Wasseroberfläche und imitieren ertrunkene Insekten oder kleine Larven. Sie werden in Naturgewässern oft in der Strömung gefischt und können für Fische attraktiv sein, die knapp unter der Wasseroberfläche fressen. Diese ebenfalls „klassischen“ Fliegen funktionieren am Forellensee sehr gut, wenn die Fische knapp unter der Oberfläche stehen und keine großen Köder mögen. Überwirf die Fische und zupfe den Köder im Zeitlupentempo an ihnen vorbei. Da Nassfliegen normalerweise nicht beschwert sind, sinken sie kaum ab. Durch die soften Hecheln an ihrem Kopf pulsieren sie leicht beim Einzupfen.
Einsatzgebiet (Forellensee):
- Geeignet für knapp unter der Oberfläche stehende Fische, wenn keine Oberflächenaktivität sichtbar ist.
Nymphen und Gammarus-Imitationen
Nymphen sind Fliegen, die die Larvenstadien von Insekten nachbilden. Gammarus-Imitationen stellen kleine Krebse (Bachflohkrebse) dar, die in vielen Gewässern eine Hauptnahrungsquelle für Fische sind. Diese Köder werden unter Wasser gefischt und können besonders erfolgreich sein, wenn Fische etwas tiefer stehen. Nymphen wirken oft schon beim Absinken auf die Fische und verleiten sie zum Biss. Ansonsten kann man sie auch – ähnlich wie Nassfliegen – langsam einzupfen.
Einsatzgebiet (Forellensee):
- Ähnlich wie Nassfliegen, wenn die Fische kleine Muster bevorzugen und etwas tiefer stehen. Benutze ich gern in dunklen Mustern.
Streamer
Streamer sind größere Fliegen, die ursprünglich kleinere Fische, Libellenlarven, Krebse oder andere Beutetiere nachahmen. Am Forellensee werden allerdings oft Phantasiemuster benutzt, die keinerlei natürliche Vorbilder haben. Sie sind ideal, um große und aggressive Fische zu fangen. Streamer gibt es mit unterschiedlichem Sinkverhalten, je nachdem, wie groß die Beschwerung gewählt wird. Hier ist von völlig unbeschwert über kleinste Messingperlen, weiter über Tungstenperlen in verschiedenen Größen, bis hin zu massiven „Coneheads“ alles möglich. Sogar eine Unterwicklung aus Bleidraht ist nicht ungewöhnlich. Forellensee-Forellen verlassen zum Fressen ungern ihre Schwimmhöhe. Deshalb sind verschiedene Muster mit verschiedenen Beschwerungen und Muster in vielen Farben von unauffällig bis knallbunt notwendig. Auch sie werden eingezupft. Je nach Aggressivität der Fische in unterschiedlichem Tempo. Muster wie der Wooly Bugger entfalten erst beim Zupfen ihr verführerisches Spiel. Fliegenfischer sagen zum Spiel der Federn: Die Fliege atmet.
Einsatzgebiet:
- Perfekt für fast alle Bedingungen
- Wirksam bei Fischen, die große Beutetiere bevorzugen
Tipp: Nutze Streamer bei trübem Wasser in knalligen Farben und bei klarem Wasser in unauffälligen Farben. Probiere unbedingt die Farben Gold und Schwarz!
Boobies
Boobies sind auftreibende Fliegen, die für das Fischen in Stillgewässern wie Forellenseen konzipiert wurden. Sie sind im Winter sehr effektiv mit einer Fliegenschnur mit sinkender Spitze zu kombinieren. Ein kleines Bleischrot oder etwas Tungstenknete wird etwa 15 cm bis 30 cm von der Fliege entfernt auf dem Vorfach aufgebracht und bestimmt die Angelhöhe über Grund. Die auftreibende Fliege schwebt dann in Bodennähe und wird mit kleinsten Rucken und im Zeitlupentempo eingeholt. Die Fische sind bei Temperaturen um die null Grad oft sehr langsam und träge. Deshalb erfolgt der Biss in der Regel auch sehr zögerlich und es kommt zu vielen Fehlbissen. Trotzdem kann das Fischen mit Boobies im Winter sehr erfolgreich sein, da den Forellen andere Köder einfach zu schnell sind.
Einsatzgebiet:
- Winterangeln am Forellenseen.
- Wenn die Fische dicht über Grund stehen.
Die Bedeutung der Farb- und Musterwahl
Neben der Kategorie ist auch das Design der Fliege entscheidend. Die Farben solltest du an die Gewässerfarbe und die Tagesform der Forellen anpassen. In klarem Wasser, bei blauem Himmel und bei hoch stehenden Fischen funktionieren natürliche Farben wie Braun, Olive oder Grau oft am besten. In trübem Wasser, bei grauem Himmel und bei tief stehenden Fischen hingegen können auffällige Farben wie Orange oder Chartreuse mehr Aufmerksamkeit erregen. Wie oben schon erwähnt wird Schwarz und Gold oft unterschätzt!
Fliegen anpassen: Wann und warum?
Die Bedingungen am Wasser ändern sich ständig – von der Tageszeit über die Lichtverhältnisse bis hin zur Wassertemperatur. Erfolgreiche Fliegenfischer passen ihre Fliegenwahl laufend an diese Bedingungen an. Zum Beispiel können am frühen Morgen am Forellensee auffällige, große Streamer wirksam sein, während mittags dann kleine schwarze Nymphen punkten.
Tipp: Habe immer eine gut sortierte Auswahl an Fliegen dabei, um flexibel auf die jeweiligen Gegebenheiten reagieren zu können.
Das Vorfach und die Fliege: Eine wichtige Verbindung
Das Vorfach spielt eine ebenso wichtige Rolle wie die Fliege selbst. Es sollte sich vom dickeren Ende zur Fliege hin verjüngen, um die Energie des Wurfs optimal zu übertragen. Dadurch wird die Fliege natürlich präsentiert, was die Chancen erhöht, einen Fisch zu überlisten.
Tipp für Einsteiger:
- Verwende ein sich verjüngendes Vorfach, das etwa die gleiche Länge deiner Rute hat
- Für Trockenfliegen eignet sich ein feines Vorfach, während für Streamer ein stärkeres Vorfach sinnvoll ist
Fazit
Die richtige Wahl der Fliege ist einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg beim Fliegenfischen. Ob Trockenfliege, Nassfliege, Nymphe, Streamer oder Booby – jede hat ihre Stärken und Einsatzbereiche. Indem du die Fliegen an die jeweiligen Bedingungen anpasst und ein passendes Vorfach verwendest, maximierst du deine Chancen auf einen erfolgreichen Fang.
Petri Heil und viel Spaß am Wasser!
Über den Autor
Michael Kahlstadt
Michael Kahlstadt angelt seit seiner frühesten Jugend. Nach einer längeren „Allroundkarriere“ spezialisierte er sich schnell auf das Raubfischangeln und die Fliegenfischerei. So war schnell abzusehen, dass er seine ersten Bücher über Barsche (Barsche angeln, Müller Rüschlikon Verlag) und Forellen (Forellen angeln, ebenda) schrieb.
Auch die Arbeit für die Zeitschriften „Der Raubfisch“ und „Fisch und Fang“ aus dem Paul Parey Verlag fallen in diese Zeit. Durch die erste Ausgabe seines Buches „Angeln am Forellensee“ wurde die Industrie auf ihn aufmerksam und er entwickelte seine eigene Produktlinie (Trout Project) für einen norddeutschen Großhändler.
Damit verbunden war der Wechsel zum Jahr Verlag, wo er seit ca. 20 Jahren in der AngelWoche die Kolumne „Fit für den Forellensee“ betreut. Aber auch im „Blinker“ und in der „Angelsee aktuell“ erscheinen regelmäßig Artikel von ihm.
Seit 2012 arbeitet Michael Kahlstadt als Entwickler und Repräsentant für die Firma „Fishing Tackle Max“ (FTM). Er hält Vorträge auf Angelmessen und betreibt den sehr erfolgreichen YouTube Kanal „MikesBigTrouts“.