Forellenangeln – Frühling an großen Seen
Beim Forellenangeln im Frühling ist an großen Seen die Platzwahl ungemein wichtig. Michael Kahlstadt zeigt, worauf man achten muss.

Jedes Jahr das gleiche Spiel! Gerade stand ich noch im Thermoanzug am Wasser – und plötzlich ist er da, der Frühling. Und wie jedes Jahr bin ich wieder überrascht, wie plötzlich das Grün aus den Büschen und Bäumen bricht und sich mit den ersten kräftigen Sonnenstrahlen das Verhalten der Fische ändert. Beim Forellenangeln im Frühling tut sich an großen Seen einiges. Die Sonnenstrahlen erwärmen die obersten Zentimeter des immer noch sehr kalten Wasserkörpers und der Wind treibt dieses dezent erwärmte Wasser in (idealerweise flachen) Buchten zusammen. Ich habe mir vor ein paar Jahren mal den Spaß gegönnt und die Oberflächentemperatur im Frühling an den verschiedenen Seeteilen gemessen. An trüben, windstillen Tagen lagen die Temperaturen überall fast gleichauf. An sonnigen Tagen mit leichtem Wind jedoch, lag die Oberflächentemperatur dort wo das warme Wasser zusammengetrieben wurde etwa 5° höher als an der windstillen Seite. Gleichzeitig empfand ich (da ich im Wind stand) die gefühlte (Luft) Temperatur als deutlich kälter. So kann man sich irren.

Forellenangeln – im Frühling ist an großen Seen die Platzwahl wichtig!

Was machen die Fische?

Obwohl es sich bei Forellen um Kaltwasserfische handelt, haben sie doch eine „Wohlfühltemperatur“, die im höheren einstelligen, bis knapp zweistelligen Bereich der Wassertemperatur liegt. Bei einer Temperatur des Wasserkörpers von 3° – 6° mögen sie es daher durchaus, wenn sich die Oberfläche auf 8° – 10° erwärmt. Waren sie vor kurzem noch sehr tief anzutreffen, so schwimmen sie daher jetzt plötzlich im Oberflächenbereich herum. Dies trifft vor allem auf große, tiefe Seen zu. Außerdem sind sie jetzt (in der Regel) sehr viel aktiver als noch vor kurzem. Dies liegt vor allem daran, dass im Wasser bei niedrigen Temperaturen kaum Nahrung anzutreffen ist. Auch die Laichzeit ist gerade vorbei. Selbst wenn die Fische im See bzw. Zuchtbecken nicht abgelaicht haben, so gibt ihnen doch ihre Genetik vor, dass der Frühling die Zeit der erhöhten Nahrungsaufnahme ist.

Schlussfolgerungen

Da wir jetzt wissen wo die Fische stehen (im Wind) und in welcher Tiefe sie sich herumtreiben (oberflächennah) und dass sie voraussichtlich aktiv sind, sollte es für uns kein Halten mehr geben. Aktives Schleppen mit der flach laufenden Bombarde und eine Pilotkugelmontage für die stille Rute bieten sich praktisch an. Auch das „Durchtreibenlassen“ von kleinen Naturködern an der schwimmenden Bombarde ist mit flach eingestelltem Piloten jetzt oft erfolgreich. Wenn die Fische auf flachen Sandbänken in der Nähe des Ufers anzutreffen sind, so kann man es sehr gut mit der UL Rute und kleinen Spoons (häufig schwer gegen den Wind) oder Gummis probieren. Außerdem sieht man oft Spezialisten mit der Fliegenrute und kleinen Insektenimitationen im Wind stehen. Die Auftreibende Montage, die uns im Winter so viele Fische gebracht hat, kann dagegen bequem im Futteral lassen.

Über den Autor

Michael Kahlstadt

Michael Kahlstadt angelt seit seiner frühesten Jugend. Nach einer längeren „Allroundkarriere“ spezialisierte er sich schnell auf das Raubfischangeln und die Fliegenfischerei. So war schnell abzusehen, dass er seine ersten Bücher über Barsche (Barsche angeln, Müller Rüschlikon Verlag) und Forellen (Forellen angeln, ebenda) schrieb.

Auch die Arbeit für die Zeitschriften „Der Raubfisch“ und „Fisch und Fang“ aus dem Paul Parey Verlag fallen in diese Zeit. Durch die erste Ausgabe seines Buches „Angeln am Forellensee“ wurde die Industrie auf ihn aufmerksam und er entwickelte seine eigene Produktlinie (Trout Project) für einen norddeutschen Großhändler.

Damit verbunden war der Wechsel zum Jahr Verlag, wo er seit ca. 20 Jahren in der AngelWoche die Kolumne „Fit für den Forellensee“ betreut. Aber auch im „Blinker“ und in der „Angelsee aktuell“ erscheinen regelmäßig Artikel von ihm.

Seit 2012 arbeitet Michael Kahlstadt als Entwickler und Repräsentant für die Firma „Fishing Tackle Max“ (FTM). Er hält Vorträge auf Angelmessen und betreibt den sehr erfolgreichen YouTube Kanal „MikesBigTrouts“.