Immer wenn ich ein „Lachsforellenvideo“ auf meinem YouTube Kanal „MikesBigTrouts“ veröffentliche, finde ich in den Kommentaren wieder den Spruch: „Lachsforellen gibt es gar nicht!“ Biologisch gesehen ist dies natürlich richtig! Es handelt sich nicht um eine Kreuzung zwischen Lachs und Forelle, sondern um die offizielle Handelsbezeichnung für rotfleischige Regenbogenforellen über etwa 800 g Gewicht. Insofern hat die Bezeichnung „Lachsforelle“ nicht nur am Forellensee seinen Sinn, sondern findet sich auch bei Züchtern und in den Kühltheken der Lebensmittelhändler wieder. Das rote Fleisch wird durch den Einsatz von Astaxanthin erreicht, einem fettlöslichen Farbstoff, der von Grünalgen produziert wird und auch für die Rotfärbung von Krebstieren verantwortlich ist. Die natürliche Rotfärbung von Lachsen geht zum Beispiel auf den Verzehr von Kleinkrebsen zurück.
Forellen wachsen schnell
Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) wurden vor über 100 Jahren aus Nordamerika nach Europa eingeführt und haben sich seither sowohl in Wildbächen, als auch in Zuchtanlagen und Angelseen etabliert. Die Fischart ist schnellwüchsiger und toleranter gegenüber Temperatur und Sauerstoffgehalt als die einheimische Bachforelle. Die Rekorde wildlebender Regenbogner liegen in Amerika bei über 25 Kilo!! In deutsche Angelteichen treffen wir sie in sogenannten „Kleinen Lachsforellenteichen“ häufig in Stückgewichten von 800 g bis 2 Kilo an. In reinen Lachsforellenteichen werden sie dagegen ab etwa 2 Kilo eingesetzt. Die größten mir bekannten Fänge lagen bei etwa 18 Kilo. Mein persönlicher Rekord wog 11 Kilo. Da die Fische durch die lange Wachstumsperiode im Verhältnis recht teuer sind, ist die Stückzahl auch in reinen Lachsforellenseen deutlich geringer als in Seen mit Portionsforellenbesatz. Bekannt für ihren guten Lachsforellenbestand im Norden sind zum Beispiel die Anlagen Dorotheental, Trelleborgsee und Angelparadies Steinfeld. Weiter südlich gelegen sind die Barweiler Mühle, die Grafenmühle oder auch Gescher Hochmoor. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!
Am Forellensee
Am Forellensee hat sich allgemein die Bezeichnung „Lachsforelle“ oder auch kurz „Lachs“ durchgesetzt. Dabei weiß jeder Forellenangler, dass es sich nicht um die Artbezeichnung handelt. Bemerkungen von Außen (Lachsforellen gibt es gar nicht, es hat noch nie eine Kreuzung zwischen Lachs und Forelle gegeben usw.) werden dabei geflissentlich ignoriert und nachsichtig belächelt… Nebenbei – was sagen diejenigen, die beharrlich behaupten, es gäbe keine Lachsforellen eigentlich zu Tigerforellen (es hat noch nie eine Kreuzung zwischen Tigern und Forellen gegeben??) oder auch zu Goldforellen (die genetisch ebenfalls zu den Regenbogenforellen gehören).
Triploide Fische
In Zusammenhang mit Lachsforellen fallen oft die Begriffe „Sterile Fische“ oder auch „Triploide Fische“. Sterilität wird erreicht, indem man die frisch befruchteten Eier mit Druck und Hitze behandelt. Dadurch bildet sich ein dritter Gensatz (Triploid – Dreifach), der dazu führt, dass die Fische steril werden, also keine Geschlechtsorgane (oder nur verkümmerte) ausbilden. Die Forellen fressen zur Fortpflanzungszeit weiter und das Futter wird nicht für die Ausbildung von Keimzellen verbraucht, sondern schlägt sich in Größen- und Längenwachstum nieder. Sterile Fische können unter günstigen Umständen innerhalb von 3 Jahren ein Gewicht von 8 Kilogramm erreichen. Wie wir oben gesehen haben, hängt die Ausbildung von Merkmalen der „Lachsforelle“ aber vom Futter ab. Das heißt: Nicht alle Lachsforellen sind steril und nicht alle sterilen Fische müssen zwangsläufig Lachsforellen sein. Da man die großen Forellen rotfleischig bevorzugt, fallen diese beiden Faktoren aber häufig zusammen. Die großen Fische und hier speziell die triploiden Fische sind allerdings wärmeempfindlicher als Portionsforellen. Deshalb werden sie fast nur in der kalten Jahreszeit in die Forellenseen eingesetzt.
Über den Autor
Michael Kahlstadt
Michael Kahlstadt angelt seit seiner frühesten Jugend. Nach einer längeren „Allroundkarriere“ spezialisierte er sich schnell auf das Raubfischangeln und die Fliegenfischerei. So war schnell abzusehen, dass er seine ersten Bücher über Barsche (Barsche angeln, Müller Rüschlikon Verlag) und Forellen (Forellen angeln, ebenda) schrieb.
Auch die Arbeit für die Zeitschriften „Der Raubfisch“ und „Fisch und Fang“ aus dem Paul Parey Verlag fallen in diese Zeit. Durch die erste Ausgabe seines Buches „Angeln am Forellensee“ wurde die Industrie auf ihn aufmerksam und er entwickelte seine eigene Produktlinie (Trout Project) für einen norddeutschen Großhändler.
Damit verbunden war der Wechsel zum Jahr Verlag, wo er seit ca. 20 Jahren in der AngelWoche die Kolumne „Fit für den Forellensee“ betreut. Aber auch im „Blinker“ und in der „Angelsee aktuell“ erscheinen regelmäßig Artikel von ihm.
Seit 2012 arbeitet Michael Kahlstadt als Entwickler und Repräsentant für die Firma „Fishing Tackle Max“ (FTM). Er hält Vorträge auf Angelmessen und betreibt den sehr erfolgreichen YouTube Kanal „MikesBigTrouts“.