Eine Frage der Ehre
Das Reißen und Haken von Forellen ist eine immer weiter um sich greifende Unsitte am Angelsee! Michael Kahlstadt bezieht Stellung!

Wir müssen drüber reden … Ich weiß, ich gehe hier ein heißes Thema an, von dem eigentlich niemand etwas wissen will – aber manchmal geht mir am Forellensee einfach die Hutschnur hoch. Und zwar dann, wenn Fische (vor allem große) mit Absicht gerissen werden. Es gibt nämlich „Angelkollegen“ die geradezu eine Meisterschaft darin ausgebildet haben, Fische so geschickt mit Spoons und vor allem Gummiködern zu haken, dass fast kein Haken regulär im Maul sitzt, sondern (meist) an der Rückenflosse. Einige „Angler“ konnte ich sogar dabei beobachten, dass sie fast jeden Fisch im Uferbereich und auf Sicht mit ihren Gummiködern im Kopfbereich haken, sodass es anderen beim Drill nur beim sehr genauen Hinsehen auffällt. Ich rede hier wohlgemerkt nicht vom unbeabsichtigten Haken eines Fisches (das ist uns sicherlich allen schon einmal passiert), sondern vom regelmäßigen und beabsichtigten Reißen!! So konnte ich „Kollegen“ dabei beobachten, dass sie von 8 Fischen 6 gerissen hatten und nur 2 regulär fingen. Darauf angesprochen war die Erwiderung: „Wieso, ich habe doch bezahlt.“ Ja, das Angeln an Forellenseen ist teuer. Ja, an einigen Lachsforellenteichen bezahle ich für eine Tageskarte 50,- € und mehr. Aber müssen diese „Reißer“ uns reelle Angler deswegen betrügen? Und Betrug ist es! Denn schließlich bezahlen wir alle für unsere Tageskarte. Dafür kommt eine bestimmte Menge Fisch in den See und die gefangenen Fische gehören dem Fänger. Wenn sich also jemand diese Fische, die ja allen Anglern gehören, unberechtigt aneignet (egal ob durch Haken, Reißen oder Keschern) dann betrügt uns alle! Und dabei habe ich vom Tierschutzgedanken noch gar nicht gesprochen. Denn viele Fische werden durch die Haken dieser „Kollegen“ nur verletzt und nicht gelandet. Diese Verletzungen der Haut und der Schleimhaut führen in Zusammenhang mit Stress dann häufig zum Verpilzen der betroffenen Hautpartien.


Regulär gefangen – geht doch!!

Schritte der Betreiber

Dies unkollegiale und betrügerische Verhalten führt dazu, dass die ersten Forellenseebetreiber an einzelnen Teichen das Angeln mit Kunstködern verbieten. Andere setzen die „Reißer“ konsequent vor die Tür – was freilich jedes Mal zu Diskussionen bis hin zu Schreierei und Polizeieinsatz führt (ja, ich war dabei und habe es gesehen). Wollen wir das? Wollen wir, dass einzelne Betrüger und Tierquäler uns unser Hobby vermiesen? Ich möchte auch weiterhin mit Spoon und Gummi meine Fische fangen, denn diese Angelart macht sehr viel Spaß und ist ausgesprochen erfolgreich! Mein Appell also an alle regulären und waidgerechten Angler: Sprecht die Reißer an, sagt dem Betreiber Bescheid und macht die Leute und ihr Verhalten öffentlich!

Über den Autor

Michael Kahlstadt

Michael Kahlstadt angelt seit seiner frühesten Jugend. Nach einer längeren „Allroundkarriere“ spezialisierte er sich schnell auf das Raubfischangeln und die Fliegenfischerei. So war schnell abzusehen, dass er seine ersten Bücher über Barsche (Barsche angeln, Müller Rüschlikon Verlag) und Forellen (Forellen angeln, ebenda) schrieb.

Auch die Arbeit für die Zeitschriften „Der Raubfisch“ und „Fisch und Fang“ aus dem Paul Parey Verlag fallen in diese Zeit. Durch die erste Ausgabe seines Buches „Angeln am Forellensee“ wurde die Industrie auf ihn aufmerksam und er entwickelte seine eigene Produktlinie (Trout Project) für einen norddeutschen Großhändler.

Damit verbunden war der Wechsel zum Jahr Verlag, wo er seit ca. 20 Jahren in der AngelWoche die Kolumne „Fit für den Forellensee“ betreut. Aber auch im „Blinker“ und in der „Angelsee aktuell“ erscheinen regelmäßig Artikel von ihm.

Seit 2012 arbeitet Michael Kahlstadt als Entwickler und Repräsentant für die Firma „Fishing Tackle Max“ (FTM). Er hält Vorträge auf Angelmessen und betreibt den sehr erfolgreichen YouTube Kanal „MikesBigTrouts“.