Klimawandel: Fangen Sommermethoden im Winter?
Klimawandel: Fangen Sommermethoden auch im Winter? Michael Kahlstadt beobachtet die Forellen, stellt die Methode um und fängt.

Verhalten ändert sich

Liegt es am Klimawandel, sind es Wetterkapriolen oder ist es einfach Zufall? Fest steht, dass sich das Verhalten der Forellen (und wahrscheinlich auch anderer Tiere) seit einigen Jahren drastisch ändert. Zum Beispiel scheinen sich die Laichzeiten zu verschieben. Saiblinge (aus dem gleichen Stamm und der gleichen Zucht wie immer) standen Anfang Dezember kurz vor dem Ablaichen, während sie in den letzten (kälteren) Jahren zu diesem Zeitpunkt gerade Laich angesetzt hatten. Ähnliches gilt für die Forellen. Und wenn die Forellen – wie im Sommer – dicht unter der Oberfläche schwimmen stelle ich mir natürlich die Frage: Fangen Sommermethoden im Winter?

Deutlich veränderte Wassertemperaturen

Durch die warmen Tage im Januar veränderten sich auch die Wassertemperaturen. Eine richtige Wärmeschichtung, bei der es am Grund 4° „warm“ und an der Oberfläche 0° kalt ist, kann sich nicht bei einer Oberflächentemperatur von 6° (gemessen im Januar 2023) und einer Lufttemperatur von 15 Grad in großen Seen nicht aufbauen. Doch selbst an kleinen, nur 2,50 m tiefen Teichen machen sich die Wetterkapriolen bemerkbar. Während ich früher im Winter immer mit der „Auftreibenden Montage“ erfolgreich war, weil sich die Fische 10 – 50 cm über dem Grund aufhielten, habe ich sie in der letzten Zeit knapp unter der Oberfläche gefunden. Das geschah eher zufällig bei einer „Erkundungsrunde“ mit der Polfilterbrille im Angelparadies Hochmoor. Auch an anderen Teichen wiederholte sich dieses Bild. Beim Angeln muss darauf natürlich Rücksicht genommen werden. Die Auftreibende Montage ist beispielsweise unter diesen Umständen nur erfolgreich, wenn die Vorfachlänge so bemessen wird, dass der Köder sich knapp unter der Oberfläche befindet. Oder man setzt gleich einen schwimmendem Sbirolino ein.

Klimawandel: Fangen Sommermethoden im Winter? Wenn die Forellen an der Oberfläche stehen, muss das Vorfach bei der Auftreibenden Montage eben länger ausfallen.

Bei meinem Besuch im Angelparadies habe ich hauptsächlich mit einer sehr feinen Pilotmontage geschleppt, da die Fische extrem vorsichtig gebissen haben und wegen des immer noch recht kalten Wassers nur wenig Appetit hatten. Dabei ziehe ich eine 15 mm große, ovale Pilotkugel auf die Hauptschnur und befestige darunter ein 1,5 g Blei oder ein 2 g Glas mit zwei Stoppern. Ans Ende der Leine knote ich einen kleinen Dreifachwirbel. Ein etwa 1m langes Vorfach mit 8er oder 10er Haken vervollständigt die Montage. Auf den Haken habe ich einen winzigen Teigdreher aus Paste geknetet und anschließend die Fische angeworfen. Langsames Einholen mit einem Stopp nach jeder 2. Kurbelumdrehung hält den Köder in der Nähe der Oberfläche. Dabei steigt die Schwimmpaste bei jedem Stopp auf und wird beim Schleppen auf eine Tiefe von ca. 10 bis 15 cm heruntergezogen. Mit der Änderung des Abstandes zwischen Blei und Pilotkugel lässt sich die Angeltiefe und das „Aufsteigeverhalten“ des Köders sehr genau an das Fressverhalten der Fisch anpassen. Diese Methode setze ich eigentlich gern im Hochsommer ein, wenn eine „normale“ Posenschleppmontage den Köder zu tief laufen lässt

Sommermethode fängt auch im Winter – wenn die Forellen dicht unter der Oberfläche stehen.

Ist der Abstand zwischen Gewicht und Pilotkugel richtig gewählt, so steigt der Köder beim Stopp auf oder bleibt auf der gleichen Tiefe.

Über den Autor

Michael Kahlstadt

Michael Kahlstadt angelt seit seiner frühesten Jugend. Nach einer längeren „Allroundkarriere“ spezialisierte er sich schnell auf das Raubfischangeln und die Fliegenfischerei. So war schnell abzusehen, dass er seine ersten Bücher über Barsche (Barsche angeln, Müller Rüschlikon Verlag) und Forellen (Forellen angeln, ebenda) schrieb.

Auch die Arbeit für die Zeitschriften „Der Raubfisch“ und „Fisch und Fang“ aus dem Paul Parey Verlag fallen in diese Zeit. Durch die erste Ausgabe seines Buches „Angeln am Forellensee“ wurde die Industrie auf ihn aufmerksam und er entwickelte seine eigene Produktlinie (Trout Project) für einen norddeutschen Großhändler.

Damit verbunden war der Wechsel zum Jahr Verlag, wo er seit ca. 20 Jahren in der AngelWoche die Kolumne „Fit für den Forellensee“ betreut. Aber auch im „Blinker“ und in der „Angelsee aktuell“ erscheinen regelmäßig Artikel von ihm.

Seit 2012 arbeitet Michael Kahlstadt als Entwickler und Repräsentant für die Firma „Fishing Tackle Max“ (FTM). Er hält Vorträge auf Angelmessen und betreibt den sehr erfolgreichen YouTube Kanal „MikesBigTrouts“.