UL Angeln – besser Gummi oder Blech im Herbst?
Der Herbst ist herein gebrochen, die Forellen erwachen aus ihrer sommerlichen Lethargie und jagen den Ködern aktiv hinterher. Michael Kahlstadt erzählt, wann er jetzt welche Kunstköder einsetzt.

Die richtige Farbe

Am frühen Morgen sind die Forellen zumeist aktiv und jagen den Ködern hinterher. Spoons sind bei aktiven Forellen eine hervorragende Wahl und da es zurzeit bei Angelbeginn noch dunkel ist, setze ich gern selbstleuchtende (lumineszierende) Spoons am frühen Morgen ein.

Diese werden mit einer UV Lampe oder einer „normalen“ Taschenlampe für einige Sekunden angeleuchtet und speichern das Licht dann für ein paar Minuten. Kommt die Sonne heraus, wechsele ich die Farbe und Modelle mit UV-Farben kommen an den Snap. UV Farben reflektieren einen für das menschliche Auge nicht oder nur schlecht sichtbaren Teil des Sonnenlichts. Forellen nehmen diese Wellenlängen jedoch war und sehen daher die Köder auch im trüben Wasser und bei bedecktem Himmel.

Wir können uns ungefähr vorstellen, wie die Fische den Köder wahrnehmen, wenn wir sie mit einer UV Lampe anstrahlen. Kommt die Sonne höher, dann wechsele ich auf neutralere Farben. Vor allem bei klarem Wasser, hochstehenden Fischen und starker Sonne sind dunkle Köderfarben (braun, schwarz, dunkles grün, dunkles blau) der Bringer. Wichtig ist es in jedem Fall Spoons auszuwählen, die die richtige Dicke und das richtige Gewicht haben, damit sie in der Wasserschicht laufen, in der sich die Forellen aufhalten. Meist haben die Fische aber jetzt schon so viele Druckwellen (von den wackelnden Spoons) zu spüren bekommen und so viele schnell bewegte Köder gesehen, dass ihre Beißlaune rapide abnimmt.

Jetzt wechsele ich deshalb zu Gummis.

Gummis

Gummiköder für Forellen gibt es in vielen verschiedenen Formen und Größen. Allen ist gemeinsam, dass sie wesentlich weniger Druckwellen als Blechköder aussenden und sehr viel langsamer (bis hin zu schwebend) geführt werden können. Deshalb setze ich sie gerne bei „spoonmüden“ Forellen ein. Im „Normalfall“ werden Gummis auf einen Jighaken gespießt, an dessen Öhr sich eine kleine Tungstenperle befindet. Diese gibt es in unterschiedlichen Größen und Gewicht, wodurch in erheblichem Maß das Absinkverhalten des Gummis beeinflusst wird. Jighaken mit Tungstenperlen gibt es schon fertig montiert oder man kauft sich seine Lieblingshaken und Tungstenperlen separat und montiert sich seine eigene Kombi selbst. Die Hakengröße hängt in jedem Fall vom Gummi ab – große, voluminöse Modelle, wie der Pongo oder sehr lange Formen wie der 70 mm lange Hero verlangen nach großen Haken (z. B. Gr. 2), während sehr kleine Rippengummis (Länge um 40 mm) nach Haken der Größe 8 verlangen, da sie sonst zu unbeweglich werden. Auch die Größe (und Schwere) der Tungstenperlen beeinflusst das Schwebe- und Laufverhalten der Gummis. Eine große Perle am kleinen Haken lässt ein kleines Gummi wie einen Stein sinken. Das heißt, wir müssten das Gummi recht schnell führen (quasi wie einen Spoon) damit es nicht einfach zu Boden sinkt. Besser ist eine Kombi von Perle, Haken und Gummi, die das Letztgenannte nur langsam sinken lässt. Dazu kommen kleine Schläge – die einem Zittern gleichen – mit der Rutenspitze. Dadurch bekommt das Gummi eine zittrige Aktion, während es gleichzeitig fast auf der Stelle steht. Gerade bei den oben genannten „spoonmüden“ Fischen, löst dies sehr oft noch eine Fressattacke aus. So beobachte ich ab dem späten Vormittag gern das Wasser und versuche still stehende oder langsam schwimmende Forellen zu entdecken. Diese werfe ich dann an und versuche sie mit meinem Gummi zu verführen. Dabei ist eine Polfilterbrille und präzises Werfen erforderlich. Das Ganze hat etwas von Fliegenfischen mit der Trockenfliege, bei dem ich ja auch Fische, die ich vorher beobachtet habe, versuche zum Biss zu überreden.

Über den Autor

Michael Kahlstadt

Michael Kahlstadt angelt seit seiner frühesten Jugend. Nach einer längeren „Allroundkarriere“ spezialisierte er sich schnell auf das Raubfischangeln und die Fliegenfischerei. So war schnell abzusehen, dass er seine ersten Bücher über Barsche (Barsche angeln, Müller Rüschlikon Verlag) und Forellen (Forellen angeln, ebenda) schrieb.

Auch die Arbeit für die Zeitschriften „Der Raubfisch“ und „Fisch und Fang“ aus dem Paul Parey Verlag fallen in diese Zeit. Durch die erste Ausgabe seines Buches „Angeln am Forellensee“ wurde die Industrie auf ihn aufmerksam und er entwickelte seine eigene Produktlinie (Trout Project) für einen norddeutschen Großhändler.

Damit verbunden war der Wechsel zum Jahr Verlag, wo er seit ca. 20 Jahren in der AngelWoche die Kolumne „Fit für den Forellensee“ betreut. Aber auch im „Blinker“ und in der „Angelsee aktuell“ erscheinen regelmäßig Artikel von ihm.

Seit 2012 arbeitet Michael Kahlstadt als Entwickler und Repräsentant für die Firma „Fishing Tackle Max“ (FTM). Er hält Vorträge auf Angelmessen und betreibt den sehr erfolgreichen YouTube Kanal „MikesBigTrouts“.