Sind Bienenmaden die besten Winterköder?
Bienenmaden und andere Naturköder gelten als Renner im Winter! Doch gilt das immer? Michael Kahlstadt berichtet.

Forellen sind im Winter bei kaltem Wasser deutlich weniger agil als im Herbst. Speziell wenn die Temperaturen so weit absacken, dass sich Randeis bildet, mutieren die meisten Salmoniden vom Jäger zum Sammler. Sie reagieren schlicht zu langsam, um einen vorbei schwimmenden Köder zu attackieren, da die Körpertemperatur der des Wassers entspricht. Die äußeren Reize wie Druckwellen oder das Sehen eines Köders werden nicht schnell genug zum Hirn transportiert. Stehende, stark riechende Naturköder sind deshalb häufig sehr erfolgreich. Sind Bienenmaden die besten Winterköder?

Naturköder voran

In der kalten Zeit sind Naturköder – und hier speziell Bienenmaden – besonders verführerisch. Sie reizen nicht nur das Auge und das Seitenlinienorgan, sondern sie geben auch Geruchs- und Geschmacksmoleküle ans Wasser ab. Deshalb werden sie für gewöhnlich eher attackiert und länger im Maul behalten als Kunstköder. Allerdings gibt es Ausnahmen. Einen solchen Tag erlebte ich zusammen mit meinem Angelkollegen Matthias Holtmeyer im Winter 2022/23 im Angelpark Losser am Teich 1 (Mischteich). Der Tag war extrem kalt mit Bodenfrost, kaltem Nieselregen und teils starkem Wind. Allerdings bissen die Forellen hervorragend. Wir konnten bei Angelbeginn einen Schwarm Fische dicht unter der Oberfläche im Flachbereich ausmachen und haben sie schon in der Dämmerung mit der Pilotmontage und einer Bienenmade beangelt. Es wurde ein denkwürdiger Tag – wir kamen nicht einmal dazu die „Zweitrute“ auszupacken, da die Fische im Minutentakt bissen! Schon nach kurzer Zeit hatten wir 2 Dutzend Fische in der Kühlbox. Dieses einmalige Beißverhalten ließ erst am späten Vormittag nach. Allerdings konnten wir immer noch einen recht ansehnlichen Schwarm ausmachen. Köderwechsel an der gleichen Montage brachten nur wenig Verbesserung. Erst als wir eine Schlepprute bzw. eine Spoonrute auspackten, ließen sich wieder einige Fische zum Landgang überreden. Allerdings nur etwa eine Stunde lang. Danach herrschte wieder Flaute. Erst der erneute Wechsel zu Paste als Köder (sowohl passiv als auch aktiv) brachte wieder einige Fische – zumindest wieder für eine Stunde. Dann schlug wieder die Stunde der still stehenden Bienenmade.

Bienenmaden sind sehr gute Winterköder!

Wechsel tut Not!

Nur durch den ständigen Wechsel der Angelmethoden und des Köders wurde der Tag statt sehr gut bombastisch! Das Beharren auf einer Angelmethode oder auf einem Köder hätte uns sehr viel weniger Fisch gebracht. So konnte ein neben uns stehender „Gummiangler“ in der gesamten Zeit nur zwei Fische landen und ein „Sitzangler“, der nur „Würmchen badete“, sprich still stehend angelte (aber wohl in der falschen Tiefe), konnte mit sechs Fischen nach Hause gehen, während wir jeder deutlich zweistellig (jeder über 20 Fische) waren. Um die anfangs gestellte Frage zu beantworten: Ja, die Bienenmade ist ein sehr, sehr guter Winterköder, wenn man ihn überlegt einsetzt und auf Veränderungen im Beißverhalten der Fische reagiert. Es bringt jedoch nichts nur diesen Köder und nur eine Angelmethode im Gepäck zu haben!

Über den Autor

Michael Kahlstadt

Michael Kahlstadt angelt seit seiner frühesten Jugend. Nach einer längeren „Allroundkarriere“ spezialisierte er sich schnell auf das Raubfischangeln und die Fliegenfischerei. So war schnell abzusehen, dass er seine ersten Bücher über Barsche (Barsche angeln, Müller Rüschlikon Verlag) und Forellen (Forellen angeln, ebenda) schrieb.

Auch die Arbeit für die Zeitschriften „Der Raubfisch“ und „Fisch und Fang“ aus dem Paul Parey Verlag fallen in diese Zeit. Durch die erste Ausgabe seines Buches „Angeln am Forellensee“ wurde die Industrie auf ihn aufmerksam und er entwickelte seine eigene Produktlinie (Trout Project) für einen norddeutschen Großhändler.

Damit verbunden war der Wechsel zum Jahr Verlag, wo er seit ca. 20 Jahren in der AngelWoche die Kolumne „Fit für den Forellensee“ betreut. Aber auch im „Blinker“ und in der „Angelsee aktuell“ erscheinen regelmäßig Artikel von ihm.

Seit 2012 arbeitet Michael Kahlstadt als Entwickler und Repräsentant für die Firma „Fishing Tackle Max“ (FTM). Er hält Vorträge auf Angelmessen und betreibt den sehr erfolgreichen YouTube Kanal „MikesBigTrouts“.